Goodbye Stud.IP Mobile

22. Februar 2018

Stud.IP Mobile, meine App für das Lern-, Informations- und Projekt-Management-System Stud.IP1nutzt eine Schnittstelle, um auf Daten der Stud.IP-Webseiten zuzugreifen. Die enthaltenen Universitäten bieten diese Schnittstelle mit der Version 4.0 von Stud.IP nicht mehr an. Sie gilt inzwischen als veraltet und wird nicht mehr offiziell unterstützt. Daher war der logische Schritt Stud.IP Mobile aus dem App Store zu entfernen.

Im Rahmen dieses Blogeintrages möchte ich gerne auf meine erste große App zurückblicken.

Entstehungsgeschichte

CoNotes

Anfang 2011 begann ich mich mit der Entwicklung von iOS Apps zu beschäftigen. Das Ergebnis war die App CoNotes2, welche ich im Januar 2012 veröffentlichte. Mit dieser App war es Studenten einfach möglich, (Sprach-)Notizen zu ihren Vorlesungen zu verwalten. Ein gekapselter Webbrowser ermöglichte es zudem, auf ein gewähltes Stud.IP-System zuzugreifen und Dateien und Termine direkt in die App herunterzuladen.

CoNotes in den App Store Charts

Erste Prototypen

Über CoNotes kam ich mit den Entwicklern von Stud.IP in Kontakt. Ich wurde zur Entwicklertagung im März 2012 in Rostock eingeladen,  um dort meine Arbeiten vorzustellen. Unter der Prämisse „Stud.IP muss endlich mobil werden!“ arbeiteten wir gemeinsam die Voraussetzungen und Anforderungen für eine echte Stud.IP-App aus.
Eine wichtiges Ergebnis war Rest.IP3, eine Schnittstelle für die einfache Kommunikation zwischen Stud.IP und Apps, welche von Jan-Hendrik Willms als Plugin für Stud.IP entwickelt wurde. Funktionstechnisch lehnte sich die Schnittstelle — sowie auch der erste Prototyp der App — an die Funktionen der damaligen Stud.IP Webseite an.

Die Funktionen von Rest.IP und App wurden an die Stud.IP-Webseite angelehnt.

Im September 2012 wurde der erste Prototyp von Stud.IP Mobile auf der Stud.IP-Tagung einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Dieser Prototyp realisierte u.a. die Anzeige aktueller Aktivitäten und einen Veranstaltungsüberblick.

Stud.IP Mobile 1.0

Bis zur Veröffentlichung fand neben den nötigen Entwicklungsarbeiten und einer Testphase auch eine Zertifizierung durch den Stud.IP e.V. als zusätzliche Qualitätssicherung statt. Dabei wurden Datenschutz, Funktionalität und Design bewertet. Nach der Zertifizierung durfte die App den Namen Stud.IP Mobile auch offiziell  tragen. Der gesamte Prozess war relativ langwierig, da die Regeln der Zertifizierung lange nicht feststanden.

Am 10. September 2013 erfolgte dann die Veröffentlichung im App Store. Als Einrichtungen waren zunächst das Stud.IP der Universität Oldenburg, als auch das Entwicklungs- und Anwendungsforum von Stud.IP enthalten.

Alle möglichen Funktionen der Schnittstelle wurden in der App umgesetzt: Ein Überblick über aktuelle Aktivitäten, Ankündigungen, Nachrichten und Kontakte. Zudem war der Zugriff auf alle Informationen aus Veranstaltungen möglich: Termine, Ankündigungen, Teilnehmer, Dateien und Wiki. Stud.IP Mobile war von Beginn darauf optimiert auch ohne Internet zu funktionieren und Inhalte, sofern möglich, mit anderen Apps wie Dropbox, Kalender oder Notizen zu teilen.

Das Aussehen der App, wie oben dargestellt, hatte sich im Vergleich zum ersten Prototyp stark verändert. Apple hatte im Sommer 2013 iOS 7 mit einem minimalistischen, textintensiveren Flat-Design vorgestellt. Hieran musste sich natürlich auch die App anpassen — im Rückblick eine sehr positive Veränderung.

Weiterentwicklung

Bis Ende 2014 kamen die HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim (10. Juni), die Universität Passau (25. Juli) und die Leibniz Universität Hannover (25. Oktober) zu den unterstützten Einrichtungen hinzu.

Die App wurde kontinuierlich weiter an iOS 7 und 8 angepasst. Zusätzlich kamen neue Funktionen, wie ein vollautomatischer Nachtmodus, ein verbesserter Kalender und eine Unterstützung von OnePassword hinzu.
Mit Version 2.0 kam im Dezember 2015 das letzte große Funktions- und Designupdate. Die gesamte Bedienung wurde stark vereinfacht und alle Funktionen sind nun über einen Schnellzugriff zu erreichen. Die neuen Geräte iPad (Pro) und die großen iPhones (Plus) erhielten ein verbessertes Layout.

Insgesamt gab es 44 Updates von Stud.IP Mobile. Die App wurde in viereinhalb Jahren 54.200 Mal heruntergeladen (294.800 Updates). 7.500 Installationen (13%) entfielen dabei auf iPad-Nutzer. Die Downloads (und Nutzer) kamen dabei aus allen Teilen der Welt u.a. Deutschland, China, USA, Luxemburg, Österreich, Indien, UK, Spanien, Taiwan, Finnland, oder Peru. Zu Spitzenzeiten hatte Stud.IP Mobile bis zu 14.000 täglich aktive Nutzer mit durchschnittlich 3 Sitzung pro Tag.

Finanzierung und Ende der aktiven Entwicklung

Stud.IP Mobile war 2012 als ein Hobbyprojekt gestartet, mit welchem ich neben dem Studium Programmieren lernen konnte. Schnell wurde das Projekt jedoch sehr umfangreich. Um die Entwicklungsarbeit und laufende Kosten4 zu refinanzieren, war geplant von den Universitäten eine kleine jährliche Lizenzgebühr einzunehmen und dafür ihren Studenten eine kostenlose Nutzung der App anzubieten.

Diesem Modell standen viele Universitäten (lange) kritisch gegenüber. Sie waren es gewöhnt Stud.IP kostenlos zu erhalten5, da es als Open-Source-Software verfügbar ist. Daher blieb die Adaption gering und ich musste Ende 2015 die aktive Weiterentwicklung, abseits von Fehlerbehebungen einstellen. Stud.IP Mobile blieb aber weiter für alle bisher eingebundenen Einrichtungen im App Store verfügbar.

Um die App weiter betreiben zu können, wurde das Vertriebsmodell Mitte 2016 für alle Einrichtungen auf In-App-Käufe, wie schon von der Leibniz Universität Hannover bekannt, umgestellt. Dies ermöglichte zumindest die laufenden Kosten zu decken sowie dringend notwendige Anpassungen an iOS 11 durchzuführen. Für diese notwendige Veränderung erhielt ich teilweise sehr hartes Feedback, inklusive Beschimpfungen und Gewaltandrohungen — eine sehr unangenehme Erfahrung.

Entfernung aus dem Verkauf

Nach den ersten guten Erfahrungen mit Rest.IP wurde beschlossen, eine ähnliche Schnittstelle in das Stud.IP-Kernsystem zu integrieren. Zusätzlich sollten die Stud.IP-Webseiten mobil besser nutzbar werden. Diese Entwicklungen begannen schon 2014 im Rahmen des eCult6-Projektes.

2017 wurden die Entwicklungen abgeschlossen und die Unterstützung von Rest.IP mit Version 4.0 von Stud.IP abgekündigt. Diese Version ist bald bei allen enthaltenen Universitäten installiert. Daher war der logische Schritt Stud.IP Mobile aus dem App Store zu entfernen, denn ohne unterstützte Einrichtungen ergibt die App keinen Sinn.

Damit folgt meine App der Android-App Stud.IP Mobil, entwickelt von der Universität Osnabrück und dem ELAN e.V., welche bereits im November 2016 eingestellt und aus dem Google Play Store entfernt wurde.
Als Alternative empfehle ich die mobilen Webseiten von Stud.IP. Diese haben nach meiner Einschätzung seit 2012 einen großen Schritt nach vorne gemacht und sind mittlerweile auf den wichtigsten (Unter-)Seiten relativ angenehm zu nutzen.

Abschließende Worte

Mit Stud.IP Mobile habe ich (richtig) Programmieren gelernt. Auch wenn der Weg nicht immer einfach war (Zertifizierung, Finanzierung, Gewaltandrohungen, …) möchte ich die Zeit mit dieser App nicht missen. Danke.

Hinweise

  1. Die App wird, solange die Schnittstellen der jeweiligen Hochschulen nicht abgeschaltet werden, weiter funktionieren. Dies betrifft insbesondere die Leibniz Universität Hannover.
  2. Alle Studenten, die Stud.IP Mobile in den letzten 30 Tagen  gekauft haben, können sich mit mir in Verbindung setzen. Obwohl Apple mir keine einfache Möglichkeit bietet, eine Rückerstattung zu gewähren, werden ich alles in meiner Macht stehende versuchen, um zu helfen.

Fußnoten

  1. Studienbegleitender Internetsupport von Präsenzlehre
  2. Course Notes
  3. Representational State Transfer
  4. Testgeräte, Lizenzgebühren und Serverkosten
  5. unabhängig von eventuellen Einrichtungs-, Betriebs- und Supportgebühren
  6. eCompetence and Utilities for Learners and Teachers
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